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Es werden Posts vom April, 2017 angezeigt.

Was es hier nicht gibt

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Es gibt einige Dinge, deren Abwesenheit man sich da, wo ich herkomme nicht mal vorstellen kann. Hier einige Beispiele, um die Thematik mal zu umreißen: Bürgersteige.. .. gibt es zwar, aber eigentlich nicht so richtig. An den Häusern entlang schlängeln sich kleine Trottoire mit einer durchschnittlichen Breite von 40cm. Alle par Meter fehlen die Gehwegplatten, stattdessen liegen Steinhaufen im Weg. Oder, der Klassiker, der Durchgang ist komplett zugeparkt. Die Autos stehen so dicht an dicht, dass man sich nicht durch die Lücken quetschen kann (Autofahrendendevise: Schieben ist okay! Man darf halt nur nicht die Handbremse anziehen). Manchmal hat es auch jemand gut gemeint und einen Baum gepflanzt, so dass man sich durch die schmalen Lücken rechts und links daneben zwängen muss, dafür kann man das aber im Schatten tun. Die Menschen hier weichen einfach auf die Straßen aus. Es ist völlig normal, dass sie zwischen den parkenden Autos am Rand und den fahrenden auf der Straße laufen, um n

Interesse an einem arabisch-deutschen Tandemexchange?

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Ein bisschen Arabisch lernen und mal mit richtig netten Leuten aus dem Libanon quatschen, wie wärs? Eine Gruppe von Deutschlernenden auf Niveau B2 sucht Kontakte zu Deutschsprachigen und möchte gern auch Arabisch unterrichten. Die Gelegenheit ist ideal: Man muss nichtmal das heimische Sofa verlassen, sondern kann durch son neumodischen Kram wie Skype den Nahen Osten praktisch ins eigene Wohnzimmer holen. Unterhaltungen mit Menschen von hier sind immer und auf jeden Fall ein Gewinn! Auch, wenn man nicht Arabisch lernen möchte, macht eine Tandempartnerschaft also unbedingt Sinn. Weil Skypeverabredungen auch sehr spontan getroffen werden können übernimmt man nicht übermäßig viel Verantwortung und muss kein Abo kündigen, wenn mans mal nicht schafft, sondern hat quasi die Deluxeversion von gemütlichem interkulturellen Austausch. Interesse? Hier gehts zur Facebookgruppe. Wer kein Facebook hat kann mich gern auch persönlich kontaktieren!

Sonntage in Ashrafieh - von Kaffee, Kitsch und Künstlern

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Wenn man am Sonntagmittag aufwacht fällt einem sofort etwas auf, das man nicht sofort benennen kann. Je klarer der Kopf wird, desto mehr merkt man: Es ist ruhiger als sonst in Ashrafieh, viel ruhiger. Weniger Verkehr, weniger Geschäftigkeit, weniger Menschen auf den Straßen, weniger Trubel.   Man hört tatsächlich Tassen klappern auf den Balkons statt unablässig das Rauschen des Verkehrs. Die allermeisten Geschäfte in diesem christlichen Viertel sind geschlossen und die Menschen gehen zu Fuß in die Kirche, von denen es hier in jeder zweiten Straße eine gibt, statt für jeden Meter das Auto zu nehmen. Nachdem man es mit einem größeren oder kleineren Kater im Kopf aus dem Bett geschafft hat und auf die sonnigen Straßen hinaus, kann man sich die typische Beiruter Brise um die Nase wehen lassen und die letzten Geister einer langen Samstagnacht verjagen. Alles scheint an diesen Sonntagen in Slow Motion zu verlaufen – keiner hat es eilig, alle trudeln gemächlich durch die Häus

Das MACAM

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 Wer mal aus Beirut raus will und nicht so Lust hat, die Touristenpfade durchs Land weiter plattzutreten, der sollte dringend ins MACAM (Modern and contemporary Art Museum) nach Alita fahren.     Hier, weit oben in den Bergen mit hinreißender Aussicht auf Hänge, das Meer und die widerlich zahngelbe Wolke, in der Beirut liegt, haben Cesar Nammour und Gabriela Schaub eine grandiose Sammlung libanesischer Exponate. Sie stellen überwiegend Skulpturen und Installationen der modernen Kunst und Contemporary Art aus. In unerwartet großen Hallen reihen sich Arbeiten aus verschiedensten Materialien aneinander. Die Kunst ist hier so unvermutet und unmittelbar zu erleben, dass es mir für eine Weile die Sprache verschlagen hat. Mit einem Besuch lässt sich die Vielfalt des Dargebotenen auf keinen Fall begreifen, aber das scheint auch nicht die Intention zu sein. Das MACAM wirkt eher wie eine Lern- und Lebensumgebung, als ein bloßer Ausstellungsraum Das Museum hat sich der Erinnerung

Die Stadt der Katzen

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Ich habe das Gefühl, diese Stadt mit einer Parallelgesellschaft zu teilen: Überall sind Katzen, immer. Sie benutzen die spärlichen Bürgersteige wie gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer, sie liegen neben meiner Bank im Park, liegen auf Autos und neben meiner Haustür. Wenn ich sie ihnen aufgeschlossen habe, laufen sie gemächlich und selbstverständlich mit hoch erhobenen Schwänzen durch den Flur zum Hinterhof. Der ist ihr Place to be. Sie haben sich dort ein Eldorado aufgebaut und setzen ihre schlanken Pfötchen auf unsere Wassertanks, flirten auf Stromgeneratoren und sonnen sich auf dem Müll. Beim Essen kann ich ihnen vom Balkon aus zusehen und habe das Gefühl sie langsam, wie meine menschlichen Nachbarn, kennenzulernen. Es ist manchmal, als würde ich eine Soap gucken – ich weiß wer mit wem ist, welche Gang die stärkere ist, wer die coolsten Kids am Platz sind, wer sich um wen prügelt und wer von wem schwanger ist.

Lest! Mehr! Vor!

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#lasstmaleinenvorlesewettbewerborganisieren Am 31.3. haben wir uns mit Lehrenden aus libanesischen Schulen und dem Goethe-Institut aus Beirut zum Kick-off-Meeting zu einem meiner Lieblingsthemen getroffen: Vorlesen! Nur halt im schulischen Kontext. Nächstes Schuljahr sollen wieder Lernende an die Bücher gebeten werden. Also ran an die Fritten und nachgedacht: wie soll wann wer mitmachen können? Wie erreichen wir die Schülerchen? Und was bewirkt vorlesen überhaupt? Was war nochmal die literarische Sozialisation und wie unterscheiden sich die orientalische Märchentradition und deutsche Hörbuchkultur?  Und kann man nicht Rufus Beck in den Libanon karren?