Was es hier nicht gibt

Es gibt einige Dinge, deren Abwesenheit man sich da, wo ich herkomme nicht mal vorstellen kann. Hier einige Beispiele, um die Thematik mal zu umreißen:

Bürgersteige..

.. gibt es zwar, aber eigentlich nicht so richtig. An den Häusern entlang schlängeln sich kleine Trottoire mit einer durchschnittlichen Breite von 40cm. Alle par Meter fehlen die Gehwegplatten, stattdessen liegen Steinhaufen im Weg. Oder, der Klassiker, der Durchgang ist komplett zugeparkt. Die Autos stehen so dicht an dicht, dass man sich nicht durch die Lücken quetschen kann (Autofahrendendevise: Schieben ist okay! Man darf halt nur nicht die Handbremse anziehen). Manchmal hat es auch jemand gut gemeint und einen Baum gepflanzt, so dass man sich durch die schmalen Lücken rechts und links daneben zwängen muss, dafür kann man das aber im Schatten tun.
Die Menschen hier weichen einfach auf die Straßen aus. Es ist völlig normal, dass sie zwischen den parkenden Autos am Rand und den fahrenden auf der Straße laufen, um nicht den Hindernisparkour auf dem Gehweg mitmachen zu müssen. Viele Frauen tragen unfassbar hohe Absätze, was sich logischerweise schlecht mit dem Straßenbild verträgt. Wie sie das schaffen ist für mich eins der größten Rätsel hier.

Adressen..
.. passen kein bisschen zur libanesischen Lebensphilosophie. Und es geht auch ohne, selbst wenn ich mir das nicht vorstellen konnte. Wenn man irgendwo hin will muss man nur wissen, welchen markanten Punkt es in der Nähe gibt und sagt das dem Taxifahrer. Alle Orte innerhalb von Beirut werden für 2000 LL angefahren (1€ und ein par Zerquetschte). Diese Orte, sozusagen die "Stationen" ausfindig zu machen ist aber ziemlich kniffelig, denn das sind nicht große/schöne/markante Gebäude, sondern zum Beispiel ein bestimmter Bäcker. Oder der eine Laden, vor dem immer der blonde Hund lag.
Man kann leider oft keine Post empfangen. Die wird oft nur zwischen offiziellen Institutionen hin und her gesendet. Meine Adresse lautet zum Beispiel so ungefähr: Diese eine Straße beim kleineren Krankenhaus in Geitawi.

Mülleimer..
.. gibt es so gut wie gar nicht. Man hat den Hausmüll, der abtransportiert wird, aber öffentliche Eimer existieren praktisch nicht. Ich habe jetzt schon viele Gegenstände gesehen, die aussehen, als wären sie mal Abfallbehälter gewesen, aber ziemlich professionell verschlossen worden. Stattdessen wird Müll einfach in die Gegend geworfen oder an Orte, die zum Abfallsammelpunkt erkoren wurden. Oft ist das der Spalt hinter dem Gitter vor einem verschlossenen Laden.
Das Müllproblem im Libanon ist immens und schmerzt mich sehr, die daran gewöhnt ist, dass alle 50m ein Mülleimer aufgestellt wurde. Um dem Chaos entgegen zu wirken stellen einige Ladenbesitzer vor ihren Kiosken Pappkartons auf, in die man seine Reste entsorgen kann.

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