
Ich habe das Gefühl, diese Stadt mit einer
Parallelgesellschaft zu teilen: Überall sind Katzen, immer. Sie benutzen die
spärlichen Bürgersteige wie gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer, sie liegen
neben meiner Bank im Park, liegen auf Autos und neben meiner Haustür. Wenn ich sie
ihnen aufgeschlossen habe, laufen sie gemächlich und selbstverständlich mit
hoch erhobenen Schwänzen durch den Flur zum Hinterhof. Der ist ihr Place to be.
Sie haben sich dort ein Eldorado aufgebaut und setzen ihre schlanken Pfötchen
auf unsere Wassertanks, flirten auf Stromgeneratoren und sonnen sich auf dem
Müll. Beim Essen kann ich ihnen vom Balkon aus zusehen und habe das Gefühl sie
langsam, wie meine menschlichen Nachbarn, kennenzulernen. Es ist manchmal, als
würde ich eine Soap gucken – ich weiß wer mit wem ist, welche Gang die stärkere
ist, wer die coolsten Kids am Platz sind, wer sich um wen prügelt und wer von
wem schwanger ist.
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